Letzte Woche bin ich bei watson auf einen Artikel gestossen mit dem Titel «Welche Rolle schlechte Zähne bei Corona spielen» (der Artikel ist hier verlinkt). Für die meisten hat diese Aussage zu einem «hä?» geführt, oder aber zu Unglauben, wie ich in den Kommentaren nachlesen konnte.
Nun, aus ganzheitlicher Sicht hat der Artikel nicht Unrecht. Allerdings ist die Materie etwas komplexer, als sie im Artikel erklärt wird. Ich möchte daher in diesem Beitrag etwas ausholen und das Thema genauer erklären.
Der Aufbau der Zähne
Im Innern unserer Zähne befindet sich eine kleine Höhle, in der die Pulpa sitzt. Diese besteht aus Bindegewebe und ist mit Blut- und Nervenbahnen durchzogen. Dadurch können die Zähne mit Nährstoffen versorgt werden, es macht sie aber auch schmerzempfindlich. Die Pulpa ist vom sogenannten Zahndentin umgeben, sozusagen dem Fleisch des Zahns. Das Dentin ist umgeben von Zahnschmelz, was die Zähne stark und unser Lächeln strahlend weiss macht.
Unsere Zähne sind also keineswegs tote Gebilde, sondern einem steten Auf- und Abbau unterworfen und über die Blut- und Nervenbahnen mit dem gesamten Körper verbunden.
Die Mundhöhle
Die Zähne tummeln sich da aber nicht alleine rum, es gibt noch das Zahnfleisch, die Zunge und den Gaumen. Diese ganze Familie nennt man die Mundhöhle. Sie alle arbeiten eng zusammen und ermöglichen uns die Verdauung. Mit den Zähnen zerkleinern wir die Nahrung, damit die Nährstoffe in Magen und Darm besser aufgenommen werden können. Die Mundhöhle und die Zunge bilden Enzyme, welche Kohlenhydrate und Fette abbauen, damit wir diese verwerten können.
Wir müssen also nicht nur die Zähne, sondern die gesamte Mundhöhle betrachten, wenn wir den Zusammenhang mit unserer Gesundheit herstellen wollen. Alles beginnt mit der Mundhöhle. Der erwähnte Artikel weist darauf hin, dass schlechte Zähne den Verlauf einer Covid-Erkrankung verschlimmern (können), dies gilt aber auch umgekehrt: gesunde Zähne, eine gesunde Mundhöhle, machen uns resistenter.
Doch wie entsteht dieser Einfluss?
Grundsätzlich landet alles, was den Weg in unseren Mund findet, in unserem Körper. Wir schlucken Nahrung, Getränke – und Speichel. Jede Menge Speichel den ganzen Tag über. Damit transportieren wir unser Essen, Schadstoffe und Flüssigkeiten in unseren Magen, von wo aus sie in den Darm gelangen. Dort werden sie über die Schleimhaut in den Blutkreislauf abgegeben. Aber auch unser Zahnfleisch nimmt direkt über seine Schleimhaut Nährstoffe und andere Stoffe auf, die in unseren Blutkreislauf weitergeleitet werden. Beim Blutkreislauf handelt es sich um ein System, das einmal durch unseren ganzen Körper führt. Das ist wichtig, denn so können Schadstoffe durch die Reinigungsorgane Dingfest gemacht und vernichtet oder ausgeschieden werden, damit sie uns keinen Schaden zuführen können.
Der Kreislauf ist aber auch anfällig: wenn ein Stoff durch unseren Kreislauf geführt wird, kommt er an Stellen vorbei, an denen er sich absetzen kann. Und dort kann er Schaden verursachen. Dafür braucht er aber die stillschweigende Einwilligung unseres Organismus. Unser Körper ist ein Hochleistungsathlet, und es dauert lange, bis es zu einer solchen Bewilligung kommen kann. Normalerweise ist er stark genug und kann die Stoffe daran hindern, sich abzusetzen. Doch wenn er immer und immer wieder (dieselben) Stoffe unschädlich machen muss, wird er geschwächt und kann nur noch einen Bruchteil davon korrekt abbauen. Der Grund hierfür ist, dass unser Immunsystem nicht darauf ausgelegt ist, ständig in hohem Masse aktiv zu sein, und darum langfristig geschwächt ist.
Die kranke Mundhöhle
Kehren wir zu den Zähnen zurück: in der Mundhöhle können sich verschiedene Krankheiten bilden. Diese können vererbt worden sein, von Mensch zu Mensch übertragen werden oder ein Keim kann sie auslösen. Wir kennen die Begriffe Karies, Zahnfleischentzündungen und vielleicht auch die sogenannten Zahnherde. Karies ist ein Mineralstoffverlust der Zähne durch Fäulnisbakterien, Zahnfleischentzündungen entstehen ebenfalls durch Bakterien, und bei Zahnherden handelt es sich um totes Nervengewebe eines abgestorbenen Zahnes, das durch (wer hätte es gedacht?) Bakterien zersetzt wird. Die Bakterien hinterlassen bei diesem Prozess sogenannte Leichengifte, welche sich in den Zahnherden sammeln und durch den Speichel und die Schleimhaut in unseren Blutkreislauf gelangen.
Wir schlucken also mehrmals täglich Bakterien, Leichengifte oder Entzündungsstoffe, die sich dann in unserem Organismus verbreiten können. Dadurch können Krankheiten und Entzündungen entstehen wie Arthritis oder Morbus Crohn oder es kommt zu einem Herzinfarkt. Sämtliche Organe können durch diese Schadstoffe geschädigt werden. Manche Erkrankungen bemerken wir nicht, denn sie verursachen keine Schmerzen. Entzündungen und Krankheiten können überall und jederzeit im Körper entstehen.
Das geschwächte Organ
Wenn ein Organ krank ist, setzt der Körper alles daran, es wieder gesund zu machen. Das Immunsystem bekämpft die Ursache solange, bis sie behoben ist. Durch eine kranke Mundhöhle gelangen aber immer wieder weitere Keime oder Entzündungsstoffe in den Körper, und diese lagern sich mit Vorliebe dort ein, wo die Barriere des Immunsystems bereits geschwächt ist. Die behobene Entzündung kehrt immer wieder zurück, ein Teufelskreis.
Die Ausgangslage bildet also ein geschwächtes Organ zusammen mit einem geschwächten Immunsystem. Die Lunge kämpft zum Beispiel bereits mit einer leichten Entzündung, und wird jetzt zusätzlich mit einem Coronavirus belastet. Das Immunsystem schlägt Alarm, die Lunge ruft um Hilfe – doch jetzt kann es sein, dass beide zu schwach sind, um der bereits bestehenden Entzündung und der neuen Belastung Stand zu halten. Es kommt zu schweren Krankheitsverläufen oder Langzeitschäden.
Die gute Nachricht: wir können diesen Teufelskreis durchbrechen! Natürlich können wir bestehende Erkrankungen wie eine Arthritis nicht heilen, dafür ist sie zu stark, aber wir können ihren Verlauf mindern und unser Immunsystem unterstützen, die Entzündung in Schach zu halten.
Wenn wir unsere Mundhöhle auf Vordermann bringen, helfen wir dem ganzen Körper. Umso weniger Baustellen die Mundhöhle hat, umso weniger Baustellen hat unser Körper.
Die richtige Mundhygiene
Unsere Mundhöhle will gepflegt werden, darin unterscheidet sie sich nicht von anderen Körperteilen. Das ist keine sehr anspruchsvolle Aufgabe, hier 6 Tipps dazu von mir:
1) Benutze weiche Zahnbürsten: Harte Zahnbürsten oder starker Druck beim Zähneputzen können das Zahnfleisch und den Zahnschmelz verletzten. Das macht es Bakterien einfacher, sich in der verletzten Stelle einzunisten.
2) Benutze die Zahnseide sanft, damit das Zahnfleisch nicht verletzt wird und es nicht zu Blutungen kommt. Alternativ kannst Du auch eine Munddusche benutzen, die die Zahnzwischenräume mit einem Wasserstrahl reinigt.
3) Der Zucker: leider leider ist Zucker ein gefundenes Fressen für Bakterien. Ein Leckerbissen. Wie für uns Menschen auch. Optimal wäre natürlich, wenn Du Deinen Zuckerkonsum reduzierst (dafür gibt es noch viele andere gute Gründe), wichtig ist aber, dass Du nach dem Verzehr von Süssem die Zähne putzt. Warte mit dem Zähneputzen mindestens 10 Minuten, damit Du den Zahnschmelz nicht verletzt.
Kleiner Exkurs: Zucker verschiebt den pH-Wert der Mundhöhle in den sauren Bereich, was Zähne & Zahnfleisch angreifbar macht. Der Speichel kehrt das um, er gleicht den pH-Wert wieder aus. Dafür braucht er aber einen Moment, welchen wir ihm gewähren wollen.
4) Mundspülungen mit Xylit: Xylit ist ein sogenannter Zuckeraustauschstoff, also eine Zuckeralternative. Er ist für die Bakterien absolut uninteressant, denn sie können ihn nicht abbauen. Wir tun also uns etwas Gutes, und machen gleichzeitig den Bakterien einen Strich durch die Rechnung. Die Mundspülung kannst Du nach dem Zähneputzen durchführen, oder alternativ, wenn Du gerade keine Zahnbürste zur Hand hast. Xylit, auch bekannt als Birkenzucker, reinigt die Mundhöhle und stärkt den Zahnschmelz.
5) Um Krankheiten vorzubeugen, kommen wir um eine gesunde Ernährung nicht herum. Achte auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung mit Gemüse & Früchten, Hülsenfrüchten, Nüssen & Kernen, Fleisch, Fisch & Milchprodukten. Und ja, die Reihenfolge ist bewusst gewählt 🙂 Ausgewogen bedeutet aber auch, dass Du Dir mal ohne schlechtes Gewissen etwas Ungesundes gönnen darfst! Vergiss nicht: entscheidend ist die Balance.
6) Kaue Dein Essen g-r-ü-n-d-l-i-c-h. A-u-s-f-ü-h-r-l-i-c-h. Umso besser Du Dein Essen kaust, umso mehr Speichel wird eingesetzt, was die Zähne & die Mundhöhle schützt. Ein weiterer toller Nebeneffekt ist, dass dadurch weniger Karies entstehen kann und Du nebenbei gleich noch Deine Verdauung unterstützt.
Fazit
Ja, die Gesundheit der Mundhöhle spielt eine Rolle bei Corona. Das gilt jedoch für alle Erkrankungen unseres Körpers. Aus ganzheitlicher Sicht muss sowohl die Erkrankung im Körper, wie auch zwingend die Erkrankung in der Mundhöhle behandelt werden. So wird der Kreislauf durchbrochen, dass Entzündungen immer wieder entstehen oder Entzündungsstoffe verschleppt werden. Und das ist durchaus machbar.
Noch ein letztes Wort zu den Bakterien: vielleicht wunderst Du Dich, wie es denn sein kann, dass wir so viele Bakterien in unserem Mund haben? Eklig! Bakterien gehören zu unserem Körper, ohne sie könnten wir nicht funktionieren. Unsere gesamte Verdauung basiert auf Bakterien – und wie oben schon angedeutet, beginnt die Verdauung im Mund. Was den Unterschied ausmacht, sind die Anzahl an guten und die Anzahl an schlechten Bakterien, welche in uns wohnen. Es braucht von beiden, damit das Gleichgewicht gewährt bleibt. Die guten sollten jedoch immer in der Überzahl sein.
Mich interessiert nun Deine Sicht auf das Thema: Welche Erfahrungen hast Du damit bereits gemacht? Oder ist das komplett Neuland für Dich? Brauchst Du weitere Informationen? Melde Dich gerne bei mir unter mail@nahrungsbewusst.ch.
In dem Sinne: guten Appetit & bis bald!
Sandrine von nahrungsbewusst